App Store: Was junge Entwickler in Apples Förderprogrammen lernen

Seit einigen Jahren bietet Apple für ausgewählte Entwickler Weiterbildungsprogramme an. Worum es im App Store Foundations Programm und ähnlichen Angeboten geht.

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App-Entwickler bei der Arbeit

(Bild: Konstantin Savusia / Shutterstock.com)

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Dass sie eines Tages bei einem Developer-Roundtable von Apple auf die Frage nach ihrer Lieblings-API mit strahlenden Augen von den Vorzügen der Programmierschnittstelle Swift Charts zum Anzeigen von Diagrammen erzählen würde, hätte sich Anna Neovesky vor einigen Jahren sicher noch nicht träumen lassen. Die Historikerin mit Spezialisierung auf das Mittelalter kam erst durch das Studium so richtig zum Programmieren. Eine gute Idee und der Eigenbedarf nach einer Sprach-Lern-App bewegten sie und ihre Mitstreiter schließlich, eine App auf den Weg zu bringen. Jetzt stand sie zusammen mit anderen Entwicklern beim Medientermin in Berlin im Fokus von Journalisten. Mit dabei war auch Susan Prescott, Vice President für Worldwide Developer Relations and Enterprise & Education Markets bei Apple.

Heute ist die Sprachlern-App Wokabulary weltweit gefragt und für Anna und ihre Mitentwickler ihr Hauptverdienst. Anders als andere Sprachlern-Apps ist Wokabulary ein Karteikasten, der darauf abzielt, den eigenen Wortschatz zu verwalten und zu üben. Die App wird zum Beispiel auch für seltene und aussterbende Sprachen verwendet, um den Wortschatz zu erhalten und mit anderen zu teilen.

Geschichten wie diese mag man bei Apple: Was früher der Tellerwäscher war, der zum Millionär wurde, ist nach dem Narrativ des US-Unternehmens heute der Entwickler, der im App Store mit einer guten Idee große Erfolge feiert. Benötigten Softwareentwickler in Zeiten der Datenträger in der Regel einen Publisher, der willens war, ihre Werke in die Ladenregale zu bringen, verspricht das Zeitalter der Apps einen schnellen, selbstbestimmten und einfachen Vertrieb von Software. Apple sieht sich dabei nicht nur durch Bereitstellen der Infrastruktur für Schaufenster, Download und Abrechnung als Wegbereiter, sondern nimmt aufstrebende neue Entwicklerinnen und Entwickler auch in speziellen Förderprogrammen an die Hand. Der Erfolg der Entwickler nützt natürlich auch Apple: 15 bis 30 Prozent des Umsatzes gehen als App-Store-Provision an das Unternehmen. Auch Anna Neovesky wohnte mit dem Apple Entrepreneur Camp einem solchen Förderangebot bei.

Die Hilfe ist inzwischen allerdings auch vielfach nötig, wenn man mit Entwicklern kleiner Apps spricht. Das über die Jahre stark gewachsene Angebot und die Professionalisierung der App Stores mit finanzstarken Anbietern haben die scheinbare Einfachheit der Anfangstage inzwischen ein Stück weit durch neue Herausforderungen ersetzt. Die Entwicklertools sind mit den Jahren zwar immer besser und einfacher geworden – der Einstieg fällt vielen so leicht wie nie. Aber es sind eben nicht mehr nur gute Ideen und Programmierkenntnisse gefragt, sondern zum Beispiel auch Wissen um Vermarktung und Design, damit eine gute App wirklich ihr Publikum findet. Und ganz wichtig und laut mehreren Entwicklern unverzichtbar ist Aufmerksamkeit durch Apple, etwa in Form einer redaktionellen Vorstellung im App Store.

Das bekannteste Gründerprogramm Apples ist das App Store Foundations Programm, das inzwischen fünf Jahre alt ist. Das maßgeschneiderte Weiterbildungsprogramm zielt darauf ab, die Reichweite von Apps zu steigern. Führungskräfte des App Stores beraten die Teilnehmer, wie sie noch mehr aus ihren Apps und dem Entwickler-Baukasten, den APIs, herausholen. Das Programm helfe aber auch durch ein Kontaktnetzwerk: erstens zu Apple, zweitens auch zu anderen Teilnehmern. Vor allem deutsche Entwickler haben nach Unternehmensangaben besonders häufig davon profitiert. 250 der bislang 1100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Deutschland. Zwei davon, Kai Koch und Cornelius von Rantzau, saßen jetzt beim Termin in Berlin ebenfalls mit am Developer-Roundtable.

In der App Ahead, an der Kai Koch als Co-Gründer beteiligt ist, geht es um die Stärkung emotionaler Intelligenz. Derzeit fokussiert die App darauf, wie man einen kühlen Kopf behält, wenn man in eine Problemsituation gerät. Weitere Gefühle sollen folgen. Für den studierten Juristen waren vor allem Hilfestellungen beim User Interface von großer Hilfe, sagt er. Es gebe da doch große Unterschiede zwischen dem, was nach allgemeiner Lehre eine gute Bedienung einer App ausmacht und dem, was die Leute wirklich mögen, erzählt er. Die App aus Deutschland ist vor allem in den USA erfolgreich: Die Mehrzahl der Nutzer kommen dorther, Deutschland ist auf Platz 2.

Cornelius von Rantzau sind besonders die Tipps für das erste Aufsetzen der App durch die Nutzer als besonders hilfreich in Erinnerung geblieben. Dauert es Nutzern zu lange, bis das erste Set-up nach Installation beendet ist, springen nämlich einige bereits wieder ab. Aber auch Feedback zum Design und natürlich das Featuren im App Store hätten sehr geholfen, berichtet er. Seine App namens Yuno bietet Hörgeschichten, um das Allgemeinwissen zu erweitern. Diese werden von professionellen Autoren und Sprechern verfasst und aufgenommen. Nutzer können diese dann in der App einkaufen. Die Nutzer sitzen aktuell zur Hälfte in den USA und in Deutschland.

Einen allgemeinen Zugang oder ein Bewerbungsformular zum App Store Foundations Programm gibt es nicht. Um dazu eingeladen zu werden, ist eine vorhandene App im App Store nötig. Apple sucht sich selbst aussichtsreiche Kandidatinnen und Kandidaten aus und spricht diese gezielt an. Wer nicht dazu gehört und sich als Entwickler auf dem Laufenden halten möchte, kann zum Beispiel die Sessions der jährlichen Entwicklerkonferenz WWDC anschauen. Die nächste Konferenz findet Anfang Juni statt. Sie soll, so verspricht Susan Prescott, "die bisher größte und spannendste Veranstaltung" werden. Für das Apple Entrepreneur Camp, das sich an unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen richtet, ist indessen eine Bewerbung möglich.

Die allgemeinen Herausforderungen, die sich einem neuen App-Entwickler in den Weg stellen, sind vielfältig, berichten die drei: Als allgemeiner Tipp kristallisiert sich im Gespräch heraus, dass es vor allem darum geht, fokussiert zu bleiben. Das ist schon nötig in den Vorbereitungen, die App an den Start zu bringen, wenn sich Unsicherheiten einstellen, ob die Idee wirklich gut ist. Und das ist auch gefragt, wenn die ersten Nutzerfeedbacks eintreffen, die bei aller Nützlichkeit auch dazu führen können, die eigenen Pläne aus den Augen zu verlieren. Aber auch hier hätten sie innerhalb der Weiterbildungsprogramme im Gespräch mit anderen Entwicklern festgestellt, dass viele ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

(mki)