Nachhaltiger Fliegen: Hauptsache billig bleibt Standard

Die Luftfahrtbranche will 2021 beginnen, ihre Emissionen zu kompensieren. Doch die Pläne strotzen vor Ungereimtheiten und dreisten Rechentricks.

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(Bild: Shutterstock/aapsky)

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Am Beispiel der Luftfahrt lässt sich schön beobachten, was passiert, wenn die Politik der Selbstverpflichtung einer Branche vertraut. Eigentlich wollte die EU schon 2012 Airlines zur Teilnahme am europäischen Emissionshandel verpflichten. Doch weil die Luftfahrt ein internationales Geschäft ist, ließ sich das nicht weltweit durchsetzen. Derzeit müssen Fluggesellschaften nur für innereuropäische Flüge Zertifikate kaufen.

Für den Rest der Welt entwickelte die Internationale Luftfahrtorganisation ICAO ein eigenes Kompensationssystem namens Corsia (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation). Die erste Phase beginnt 2021. Ein Blick auf die Details verrät, dass Corsia vor allem von einem Gedanken getrieben ist: so billig wie möglich davonzukommen. Dazu drei Beispiele:

Die ICAO will zunächst gar nicht sämtliche Emissionen kompensieren, sondern nur deren Anstieg. Ursprünglich sollte der Durchschnitt aus den Jahren 2019 und 2020 als Basis dienen. Doch weil der Flugverkehr 2020 durch die Corona-Pandemie zusammenbrach und die Vorgabe dadurch plötzlich viel ambitionierter wurde, konnte die Branche 2019 als alleiniges Basisjahr durchsetzen. „Da man davon ausgeht, dass sich der Sektor nicht bis 2023 auf Vorkrisenniveau erholen wird, wird Corsia vermutlich in der ersten Phase ein zahnloses Instrument bleiben“, sagt der Emissionshandel-Experte Carsten Warnecke vom Kölner NewClimate Institute, das an einschlägigen Studien für das Umweltbundesamt beteiligt ist.