Wie ein Südsee-Archipel zum Zentrum der Internetkriminalität wurde

Obwohl Tokelau nur 1400 Einwohner zählt, hatte seine Internet-Domain .tk bis vor Kurzem mehr Nutzer als die jedes anderen Landes der Welt. Ein Wirtschaftskrimi.

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Das südpazifische Archipel Tokelau liegt so abgeschieden, dass es erst 1997 ans Telefonnetz angeschlossen wurde – als letzter Ort der Erde. , New Zealand Ministry of Foreign Affairs and Trade

Das südpazifische Archipel Tokelau liegt so abgeschieden, dass es erst 1997 ans Telefonnetz angeschlossen wurde – als letzter Ort der Erde.

(Bild: New Zealand Ministry of Foreign Affairs and Trade)

Lesezeit: 16 Min.
Von
  • Jacob Judah
Inhaltsverzeichnis

Tokelau, eine Kette von drei winzigen Atollen mitten im Pazifik, liegt so abgelegen, dass es erst 1997 ans Telefonnetz angeschlossen wurde – als letzter Ort der Erde. Nur drei Jahre später erhielten die Insulaner ein Fax mit einem unglaublichen Geschäftsvorschlag. Er kam von einem gewissen Joost Zuurbier aus Amsterdam. Er bot Geld dafür an, Tokelaus Internet-Domain .tk vermarkten zu dürfen. Bis dahin wusste man in Tokelau nicht einmal, dass man überhaupt eine eigene Domain zugewiesen bekommen hatte.

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Das Ganze klang wie ein guter Deal. Tokelau, das formell zu Neuseeland gehört, hatte ohnehin nicht die Ressourcen, seine Domain selbst zu betreiben. Das Geschäftsmodell von Zuurbiers Unternehmen Freenom besteht darin, Nutzern kostenlose .tk-Adressen anzubieten und im Gegenzug auf den entsprechenden Websites Werbung zu schalten. Wer die Werbung loswerden wollte, konnte eine Gebühr entrichten.

In den folgenden Jahren wurde das winzige Archipel zu einem Internet-Giganten – aber nicht so, wie es sich das vielleicht erhofft hatte. Bis vor Kurzem hatte seine Domain mehr Nutzer als die jedes anderen Landes: sage und schreibe 25 Millionen. Aber nur eine einzige Adresse davon ist tatsächlich auf Tokelau verortet, nämlich die des einzigen Telekom-Providers Teletok. Die meisten anderen gehören Spammern, Phishern und weiteren Cyberkriminellen.