Apple an KI-Geschäften mit Nachrichtenpublishern interessiert

Apple möchte Archivinhalte von Nachrichtenanbietern nutzen, um seine KI-Systeme damit zu trainieren. Verhandlungen dazu sollen bereits laufen.

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Apple will Nachrichtenarchive zum KI-Training nutzen

Ein langjähriger Lizenzdeal soll Apple Verlagsarchive fürs KI-Training erschließen – die Aussicht löst nicht bloß Begeisterung auf allen Seiten aus.

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Kürzlich hat Apple mit großen Verlagen und anderen Anbietern von News verhandelt, um ihre Archive als Trainingsmaterial für die Entwicklung generativer künstlich intelligenter Systeme ausbeuten zu dürfen. Das berichtet die New York Times (NYT) und beruft sich dabei auf vier mit den Gesprächen vertraute Personen. Die angestrebten Verträge über die Lizenzierung der Nachrichtenarchive sollen über mehrere Jahre laufen und einen Umfang von mindestens 50 Millionen US-Dollar haben.

Zu den Nachrichtenlieferanten, mit denen Apple im Gespräch ist, gehören NBC News sowie die Verlagsgrößen IAC (mit Magazinen wie People, Gardens, Better Homes) und Condé Nast (dort erscheinen Vogue und The New Yorker). Beobachter sehen diese Verhandlungen als Beleg für Apples Versuch, Konkurrenten wie OpenAI, Microsoft, Google und Meta im KI-Wettlauf einzuholen. Die hauseigene Sprachassistentin Siri konnte in den zehn Jahren seit ihrer Einführung keine großen Entwicklungsfortschritte vorweisen. Bereits seit Jahren sollen Führungskräfte bei Apple darüber diskutiert haben, wie das Unternehmen rechtskonform an die nötigen Trainingsdaten für generative KI-Produkten kommen könne. Eine offizielle Stellungnahme zu der Zeitungsmeldung wollte Apple nicht abgeben. Die NYT berichtet, dass CEO Tim Cook im November an einer Telefonkonferenz mit Analysten teilgenommen und dabei gesagt hat, Apple arbeite am Fortschritt der KI. Nähere Erläuterungen soll er jedoch nicht abgegeben haben.

Mitarbeiter von einigen der Nachrichtenanbieter, die Apple kontaktiert hat, äußerten sich der NYT gegenüber nicht besonders begeistert über den Gesprächsauftakt. Nach jahrelangem Hin und Her mit Technologieunternehmen wie Meta sind Verlage bei der Aussicht, mit den Großen des Silicon Valley zusammenzuarbeiten, sehr vorsichtig geworden. Mehrere Verlagsmanager sollen über allzu weit gefasste Bedingungen von Apple besorgt sein. Das Unternehmen habe eine umfassende Lizenzierung von Verlagsarchiven für bereits veröffentlichte Inhalte angestrebt; dabei hätten die Verlage gegebenenfalls für rechtliche Verpflichtungen aus der Veröffentlichung ihrer Inhalte durch Apple geradestehen sollen.

Was die Anwendung der solchermaßen zu trainierenden KI in den Geschäftsbereichen der Nachrichtenbranche betrifft, soll Apple vage geblieben sein. Wenn man bedenke, welch großes Publikum der Konzern auf seinen Geräten erreiche, drohe ein unkalkulierbares Wettbewerbsrisiko – so manche Verlagsmanager.

Einige Führungskräfte der Branche sollen sich optimistisch geäußert haben und rechnen angeblich damit, dass Gespräche mit Apple zu einer funktionierenden Partnerschaft führen können. Immerhin bitte der Konzern aus Cupertino um Erlaubnis, die Archive auszubeuten, und bediene sich nicht einfach schon vorab unerlaubt daran.

Vertreter gedruckter Medien mussten in der Vergangenheit beobachten, wie Online-Plattformen das einst lukrative Kleinanzeigengeschäft schwinden ließen. Sie sind verständlicherweise besonders vorsichtig, wenn es darum geht, dass KI-Betreiber ihre Nachrichteninhalte nutzen wollen. Es ist möglicherweise nicht so einfach, ihre Bedenken zu zerstreuen, wie es etwa ein Sprecher von OpenAI versuchte. Er erklärte, sein Unternehmen respektiere „die Rechte der Urheber und Eigentümer von Inhalten“. Er glaube, dass diese von der Technik der künstlichen Intelligenz profitieren sollten, und verwies auf jüngste Vereinbarungen von OpenAI mit dem American Journalism Project und dem Axel-Springer-Verlag. „Wir sind optimistisch: Wir werden weiterhin Wege finden, zum Vorteil beider Seiten zusammenzuarbeiten.“

(psz)