Broadcom geht auf Cloud-Provider zu

Nach scharfer Kritik der Cloud-Provider an Broadcoms neuen Bedingungen, rudert der neue VMware-Eigner jetzt zum Teil zurück – insbesondere beim Partnerprogramm.

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(Bild: iX)

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Mit Änderungen des Cloud-Provider-Partner-Programms (VMware Cloud Service Provider – VCSP) will Broadcom auf die Kritiker des nach der Übernahme von VMware begonnenen Umbaus zugehen. Konkret unternimmt der Anbieter vier Schritte: Erweitern des Premier Tier auf alle vorher qualifizierten Partner, erweiterter Zugriff auf White-Label-Services für registrierte Partner, eine verlängerte Frist für den Umstieg sowie eine neue Frist bis zum Service-Ende für existierende Partner.

Aber welche Kritik adressiert Broadcom hierbei eigentlich? Es handelt sich explizit nicht um die Lizenzänderungen Richtung Abo, die die Masse der bisherigen Kunden betrifft. Vielmehr geht der Anbieter einen Schritt auf Cloud-Provider zu, die nach dem einseitigen Aufkündigen des Partnerprogramms aufgrund deutlich höherer Kosten ihr Geschäft bedroht sahen. Nicht zuletzt viele EU-Cloud-Provider, organisiert im CISPE, wendeten sich mit scharfen Worten an die Öffentlichkeit.

Nun können also alle schon vor der Übernahme qualifizierten VCSP-Partner an dem neuen Premier Tier teilnehmen. Und auch wer nicht hierunter fällt, kann möglicherweise ein solcher Cloud-Partner werden – denn Broadcom sieht Ausnahmen für Unternehmen vor, die unter besondere Regulierungen fallen. Als Beispiel führt die Ankündigung die Bestimmungen zur Datensouveränität in der Europäischen Union auf. Auch wenn Broadcom den CISPE nicht namentlich erwähnt, adressiert der Anbieter damit einen zentralen Punkt der Kritik des Branchenverbands.

Allerdings sind damit nicht alle vom CISPE aufgeführten Bedenken ausgeräumt, ganz zu schweigen vom zerbrochenen Porzellan aufgrund der zweifelhaften Kommunikation Broadcoms – und wer deshalb oder trotzdem seine Zukunft nicht bei VMware sieht, kann auf Basis der bestehenden Produkte seine Services nun bis zum Ende des Aprils 2025 offerieren. Es bleibt ab sofort also noch ein Jahr, bis die neue Infrastruktur stehen muss. Die neue Frist beinhaltet regulären Support durch den Anbieter. Auch hier will Broadcom offensichtlich auf seine Kritiker zugehen: Die überraschende und zu kurze Frist für einen Umstieg sahen viele (ehemalige) Partner als unrealistisch an.

Schließlich verlängert Broadcom auch die Frist, in der Partner entscheiden müssen, ob sie Teil des neuen VCSP-Programms sein wollen oder bei einem White-Label-Provider buchen wollen. Bis zum 31. Mai 2024 müssen sie sich jedoch an den Anbieter wenden. Andernfalls fallen sie automatisch aus dem Programm heraus. Wer sich dafür entscheidet, dem will Broadcom darüber hinaus Zeit für den Umstieg einräumen. Details dazu, wie viel Zeit den Partnern anschließend bleibt, gehen aus der Ankündigung nicht hervor.

Ob diese Zugeständnisse genügen, um zumindest diesen Teil der Kunden zu besänftigen, muss sich noch zeigen – eine Antwort des CISPE auf eine Anfrage der iX-Redaktion steht noch aus. Interessant ist insbesondere die Frage, wie sich die VCSP-Änderungen auf die Schätzungen der Preise auswirken: Während Broadcom von deutlich reduzierten Gebühren spricht, gehen die Cloud-Provider vielmehr von bis zu verzwölffachten Kosten aus.

Update

Mittlerweile hat der CISPE ein Statement zu Broadcoms Änderungen veröffentlicht. Zusammengefasst gibt der Branchenverband an, dass sich am Kern des neuen Lizenzmodelles nichts ändern würde – der CISPE und seine Mitglieder würden mehr von dem Anbieter erwarten.

(fo)