E-Government-Studie: Deutschland hinkt Österreich weiter hinterher

In Deutschland nutzen relativ wenige Menschen Onlinedienste von Behörden, und viele sind mit diesen unzufrieden. Immerhin gibt es einige kleine Fortschritte.

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Der E-Perso lässt sich seit einigen Jahren auch mit dem Smartphone auslesen. Doch der "E-Government-Monitor" zeigt, dass wenige Menschen in Deutschland diese Möglichkeit kennen.

(Bild: Bundesdruckerei)

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Deutschland macht bei der Digitalisierung der Verwaltung kleine Fortschritte, hinkt den Nachbarländern Österreich und Schweiz aber weiter hinterher. So lässt sich der diesjährige "E-Government-Monitor" der Initiative D21 und der TU München zusammenfassen. Die Studie wird schon seit dem Jahr 2010 jährlich durchgeführt und zeigt somit auch die langfristige Entwicklung.

In Deutschland haben laut dem aktuellen E-Government-Monitor im vergangenen Jahr nur 56 Prozent der Befragten überhaupt E-Government-Angebote genutzt – deutlich weniger als in Österreich (70 Prozent). In den vergangenen zehn Jahren schaffte Deutschland hier ein Plus von elf Prozentpunkten. "Wenn sich dieser Trend in gleicher Weise fortsetzt, wird es noch etwa 40 Jahre dauern, bis alle Menschen in Deutschland E-Government benutzen werden", kommentieren die Autoren der Studie.

In Deutschland zeigten sich zudem nur 58 Prozent der Befragten mit dem Online-Angebot der Behörden zufrieden – deutlich weniger als in Österreich (75 Prozent) und in der Schweiz (78 Prozent). Den Kontakt mit der Verwaltung allgemein empfinden in Deutschland 59 Prozent als "meist sehr anstrengend" – ein besorgniserregendes Plus von 5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.

Die Studie sieht in Deutschland zudem eine "digitale Nutzungslücke" von 35 Prozent (Österreich 27 Prozent, Schweiz 31 Prozent). Dieser Wert beziffert den Anteil der Menschen, die Anträge offline gestellt haben, obwohl das auch online geht.

Eine der Hauptursachen für den Rückstand in Deutschland ist nach wie vor die mangelnde Akzeptanz des elektronischen Personalausweises. Laut der Studie haben nur 14 Prozent den Online-Ausweis schon einmal genutzt. Immerhin: Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Eine Rolle spielen dürfte dabei die Energiepreispauschale für Studierende, die sich via BundID mit dem E-Perso beantragen ließ. In Österreich nutzen allerdings schon 28 Prozent der Befragten die Verwaltungs-App "Digitales Amt" mit aktivierter Handy-Signatur oder ID Austria. In der Schweiz verwenden 57 Prozent die Swiss ID, ein sattes Plus von 20 Prozentpunkten in nur einem Jahr.

Größtes Argument gegen die E-Perso-Nutzung ist laut der Studie, dass den Befragten keine Anwendungsmöglichkeiten bekannt sind (38 Prozent). 21 Prozent sehen keinen Nutzen oder Vorteil darin, 17 Prozent ist der E-Perso zu kompliziert, 9 Prozent finden ihre PIN nicht mehr. Nur 8 Prozent haben "kein Vertrauen in den Online-Ausweis". Laut der Studie wissen außerdem nur 24 Prozent der Ausweisinhaber, dass sie diesen mit dem Smartphone via NFC auslesen können.

Insgesamt zeige der E-Government-Monitor, dass es noch viel zu tun gebe, konstatiert Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) im Vorwort der Studie. Zum Beispiel wüssten nach wie vor zu viele Menschen nicht, wofür sie den Online-Ausweis einsetzen könnten und wie einfach das sei. "Das müssen und werden wir ändern, und wir werden auch unsere Öffentlichkeitsarbeit hierzu verstärken." Gegenüber c't hatte Faesers Ministerium bereits zuvor eine "einjährige, bundesweite und crossmediale" Werbekampagne für den E-Perso mit einem Budget von 8 Millionen Euro angekündigt.

Für die Studie hatte das Unternehmen Kantar im Mai eine Online-Befragung durchgeführt. Aus Deutschland nachmen 8000 Menschen teil, aus Österreich und der Schweiz je 1000. (cwo)