Elektroautos: ICCT regt einkommensabhängige Kaufprämie an

Eine Kaufprämie, die sich am Monatseinkommen orientiert, könne bei der Markteinführung von Elektroautos helfen, geht aus einer Studie hervor.

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Ein VW ID.3 an einer Ladestation in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 4 Min.

Sind batterieelektrisch betriebene Autos (BEV) gegenüber Benzinern wettbewerbsfähig, wenn es um die Gesamtkosten geht? Wie wirken sich Kaufprämien für verschiedene Einkommensgruppen aus? Diesen Fragen widmet sich die gemeinnützige Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) in einer Studie für den deutschen Markt.

Sie verglich dafür unter anderem im Kompaktsegment die Gesamtbetriebskosten über vier Jahre, die der BEV VW ID.3 Pro verursacht, mit denen des Benziners VW Golf VIII Style 2. Ergebnis: BEV bieten in diesem Segment einen Kostenvorteil von 12.300 Euro mit Kaufprämie und 5100 Euro ohne.

Knapper fällt der Kostenvorteil laut ICCT-Studie (PDF) im Mini-Segment aus, in dem die Organisation die Kosten des BEV Dacia Spring Extreme Electric 65 mit dem des BenzinersToyota Aygo X 1.0 verglich. Hier seien Kaufanreize ein entscheidender Faktor. Ebenso seien die über vier Jahre gerechneten Leasingkosten in der Kompaktklasse für BEV-Modelle günstiger als für Benziner, allerdings nicht für Mini-Autos, sofern es keine Kaufanreize gibt.

Bisherige Forschung habe gezeigt, dass die Gesamtfahrzeugkosten eine bedeutende Hürde für die Menschen ist, sich ein BEV anzuschaffen. Solche Autos besäßen eher Privatpersonen mit höherem Einkommen, schreibt das ICCT. Daher könnten auf das Einkommen bezogene Anreize Haushalten mit niedrigeren Einkommen helfen, sich ein Elektroauto anzuschaffen. So könne insgesamt die Einführung von BEV auf dem Markt beschleunigt werden.

Um diese Annahme zu untermauern, zog das ICCT Zahlen des Bundesamts für Statistik zu den Nettohaushalteinkommen verschiedener Einkommensgruppen in Deutschland heran. Der Anteil des Einkommens, der für Verkehr und insbesondere für Pkw ausgegeben wird, steigt demnach mit dem Einkommen. Die Gruppe mit dem höchsten Einkommen wende rund 16 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens für Verkehrskosten auf, die mit dem niedrigsten Einkommen etwa 8 Prozent.

Zudem besaßen 97 der Befragten mit einem Nettomonatseinkommen von 5000 bis 18.000 Euro mindestens einen Pkw, davon waren mehr als die Hälfte Neuwagen. In der untersten, der Einkommensklasse mit monatlich höchstens 1300 Euro haben 50 Prozent ein Pkw, davon waren 12 Prozent neu. In seinen Beispielrechnungen führt der ICCT weiter aus, dass die Kosten eines ID.3 in der untersten Einkommensklasse 87 Prozent des Monatseinkommens ausmachen, eines Golf 96 Prozent, eines Dacia Spring 47 Prozent. Im Gegensatz dazu machten die Kosten des ID.3 6 Prozent in der höchsten Einkommensklasse und in der zweithöchsten Einkommensklasse 21 Prozent aus.

So ergibt sich für den ICCT auch, dass sich eine Kaufprämie für Einkommensschwächere relativ stärker auswirkt als für wohlhabende Menschen. Für Menschen mit einem Monatseinkommen von 1200 Euro würden die monatlichen Kosten für einen Dacia Spring um 13 Prozent sinken, für Menschen mit monatlich 18.000 Euro mehr auf dem Konto um 1 Prozent.

Seit Januar dieses Jahres gibt es beim Kauf eines BEV 4500 Euro, hinzu kommen 2250 Euro Herstelleranteil – wenn der Neuwagen netto nicht mehr als 40.000 Euro kostet. Bei einem Nettopreis von 40.000 bis 65.000 Euro gibt der Staat noch 3000 Euro dazu. Auch hier müssen die Hersteller ihren Beitrag in Höhe von 1500 Euro netto leisten, woraus sich inklusive Mehrwertsteuer insgesamt 4785 Euro Nachlass auf den Bruttolistenpreis errechnen.

Die Kaufprämie wird einkommensunabhängig gezahlt. Die damalige grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hatte im Wahlkampf 2021 angeregt, dass Geringverdiener finanziell unterstützt werden sollten, wenn sie sich ein Elektroauto kaufen. Im Koalitionsvertrag fand das keinen Niederschlag.

(anw)