Globaler Musikmarkt: CD- und Vinyl-Verkäufe wachsen stärker als Streaming

Die weltweiten Einnahmen der Musikindustrie sind 2023 um 10,2 Prozent gestiegen. Der größte Treiber waren Streams, doch auch physische Produkte sind gefragt.

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Vinyl wächst stäker als Streaming – auch auf moderneren Turntables als diesem.

(Bild: Morrowind/Shutterstock.com)

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Gute Nachrichten für viele Labels und Künstler: Die weltweiten Einnahmen aus dem Verkauf und der Nutzung von Musikaufnahmen erreichten 2023 laut dem neuen Global Music Report des Weltverbands der Phonoindustrie (IFPI) 28,6 Milliarden US-Dollar. Bereits seit neun Jahren geht es für die Musikindustrie nach oben. Sie hat damit die Umstellung auf digitale Geschäftsmodelle geschafft, vor allem durch Audio-Streaming. Das Plus im vorigen Jahr lag bei 10,2 Prozent nach 9 Prozent 2022. Für den Großteil des Umsatzwachstums und des gesamten Marktanteils sind erneut die Streaming-Einnahmen verantwortlich. Allein die Umsätze aus Abonnements bei Spotify, Deezer, Apple Music, YouTube & Co. wuchsen um 11,2 Prozent und machten fast die Hälfte (48,9 Prozent) des Weltmarkts aus.

Meistgestreamte Single war dem Bericht zufolge 2023 "Flowers" von Miley Cyrus mit 2,7 Milliarden Abrufen. Auf Platz 2 folgte "Calm Down" von Rema und Selena Gomez. Taylor Swift hat es trotz allen Hypes mit "Cruel Sommer" nur auf Rang 7 geschafft, belegt mit "Anti-Hero" aber auch Platz 9. Im vergangenen Jahr überschritt die Zahl der bezahlten Abonnements für Musikstreaming-Dienste erstmals die 500-Millionen-Marke: Es gibt inzwischen mehr als 667 Millionen Nutzer, die monatlich dafür zahlen. Die Haushaltsdurchdringung variiert je nach Land aber stark. Die Umsätze aus Downloads und anderen digitalen Formaten jenseits von Streaming gingen um 2,6 Prozent zurück. 2022 lag das Minus sogar noch bei 11,8 Prozent. Insgesamt machte dieses Format 2023 nur 3,2 Prozent der weltweiten Einnahmen aus Tonaufnahmen aus.

Bei anderen Formaten war dagegen ein starkes Wachstum zu verzeichnen, vor allem bei Tonträgern. Die physischen Umsätze kletterten 2023 um 13,4 Prozent nach oben, während es im Jahr davor nur 3,8 Prozent waren. Die Umsätze mit CDs und Vinyl-Platten erreichten so 5,1 Milliarden US-Dollar und machten 17,8 Prozent des gesamten globalen Marktes aus, gegenüber 17,3 Prozent im Jahr 2022. Erstmals wuchs der Umsatz mit Tonträgern 2021 nach 20 Jahren wieder. Asien blieb die führende Region für physische Medien und war für fast die Hälfte (49,2 Prozent) der weltweiten Einnahmen in diesem Bereich verantwortlich, unterstützt durch starke Verkäufe von K-Pop-Acts. Die Einnahmen aus Leistungsschutzrechten stiegen um 9,5 Prozent.

Die Top-5-Musikmärkte waren 2023 die USA, Japan, Großbritannien, Deutschland und China. Die größte Wachstumsquote wies das Reich der Mitte mit 25,9 Prozent aus; vor Brasilien und Kanada mit 13,4 beziehungsweise 12,2 Prozent Plus. Den größten Anteil an den weltweiten Musikumsätzen (40,9 Prozent) stellten die USA und Kanada. Mit gut 28 Prozent blieb Europa die zweitgrößte Region und legte dabei 8,9 Prozent zu. In Asien, dem drittgrößten Markt, stieg der Umsatz um 14,9 Prozent, in Lateinamerika sogar um 19,4 Prozent. Trotz hoher Wachstumsquoten von bis zu 24,7 Prozent bildeten der Nahe Osten und Nordafrika sowie die Länder südlich der Sahara wie Südafrika einnahmemäßig die Schlusslichter.

Die Zahlen seien ermutigend, die Branche sei aber nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert, erklärte IFPI-Chefjustiziar Lauri Rechardt. Dazu gehörten "Streaming-Betrug, digitale Piraterie in all ihren Formen und natürlich die Bedrohung durch den Missbrauch generativer künstlicher Intelligenz" (KI), wenn diese "nicht verantwortungsvoll und unter Berücksichtigung der Rechte von Künstlern und Labels entwickelt" werde. Fans legten großen Wert auf Authentizität und die Labels entwickelten dafür ständig neue Dienste sowie Erlebnisse. Dennoch notwendig seien "wirksame Instrumente und die Unterstützung der Behörden, um gegen unerlaubte Nutzungen vorzugehen". Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverband Musikindustrie (BVMI), freute sich, "dass Musiknutzung heute auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen stattfindet und digitales und physisches Geschäft sich ergänzen".

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