"Kein tragfähiges Geschäftsmodell": Twitter-Klon Parler verkauft und geschlossen

Die bei Rechten beliebte Twitter-Alternative Parler wurde übernommen und geschlossen. "Kein vernünftiger Mensch" glaube noch an das Geschäftsmodell, heißt es.

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(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

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Vier Monate nach der abgesagten Übernahme durch den US-Künstler Kanye West (Ye) wurde Parler jetzt von Starboard gekauft und daraufhin geschlossen. Wie viel das US-Medienunternehmen für das vor allem bei Rechten und Rechtsextremen beliebte soziale Netzwerk bezahlt hat, ist nicht bekannt. Auch nicht, was Starboard mit Parler vorhat. "Kein vernünftiger Mensch glaubt mehr, dass ein Twitter-Klon nur für Konservative ein tragfähiges Geschäftsmodell ist", heißt es aber in einer Pressemitteilung, die inzwischen statt der Startseite des sozialen Netzwerks angezeigt wird. Die App werde einer strategischen Neuausrichtung unterzogen, steht dort noch. Man sehe "enorme Möglichkeiten" künftig "marginalisierten oder gar direkt zensierten Gemeinschaften" zu dienen – auch abseits der USA.

Parler hat sich selbst als Plattform für freie Meinungsäußerung beschrieben und damit auch das Narrativ verbreitet, dass die in Gefahr sei. Das hat unter anderem auch der neue Twitter-Chef Elon Musk immer wieder behauptet. Parler ist ein Gegenangebot zu den gängigen sozialen Netzwerken, die allerdings deutlich stärker gegen Falschinformationen, Rassismus und Hassrede vorgehen – wovon zuletzt aber auch Twitter Abstand genommen hat. Während und nach den US-Präsidentschaftswahlen 2020 erhielt das Netzwerk einen starken Zulauf, Anhänger von Donald Trump versammelten sich hier, da dessen falsche Wahlbetrugsvorwürfe hier nicht gelöscht wurden. Trumps Ehefrau Melania hat angekündigt, Parler zu ihrer "Social-Media-Heimat" zu machen, ihr Ehemann setzt aber weiter auf eine eigene Twitter-Alternative namens "Truth Social".

Vergangenen Oktober hat dann Kanye West – der inzwischen offiziell Ye heißt – und Parler-Betreiber Parlement Technologies die Pläne für eine Übernahme publik gemacht. In den Wochen danach hat dann Elon Musk Twitter übernommen und dort unter anderem den Account von Kanye West/Ye wieder freigegeben, der zuvor wegen antisemitischer Äußerungen gesperrt worden war. Weil West/Ye dann aber das Bild eines Hakenkreuzes in einem Davidstern geteilt hat, hat Twitter ihn erneut gesperrt. West/Ye hat dann auch noch erklärt, dass er das Wort "böse" im Zusammenhang mit Nazis nicht möge, er liebe sie. Daraufhin hatte Parler erklärt, dass die geplante Übernahme "einvernehmlich" abgesagt worden sei.

Der künftige Eigentümer Starboard erklärt nun, das Parler-Team habe ein "außergewöhnliches Publikum" aufgebaut und man freue sich darauf, das in die existierenden eigenen Plattformen zu integrieren. Das klingt danach, dass es dem Unternehmen vor allem um die Daten der Nutzer und Nutzerinnen ging, die jetzt für andere Zwecke verwendet werden sollen. Der Deal soll bis Jahresmitte abgeschlossen werden.

(mho)