Kritik an Boeing wegen mangelnder Kooperation nach Loch in Boeing 737 Max 9

Zur Untersuchung des Alaska-Airlines-Vorfalls verlangt die US-Verkehrssicherheitsbehörde Unterlagen und Infos von Boeing. Doch der Flugzeugbauer liefere nicht.

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Boeing defekt

(Bild: NTSB)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB übt scharfe Kritik an Boeing. Der Flugzeughersteller würde nicht ausreichend kooperieren bei der Untersuchung eines Vorfalls Anfang Januar. Eine Boeing 737 Max 9 hatte während des Flugs ein Rumpfteil verloren. In den letzten beiden Monaten habe Boeing die mehrfach angeforderten Dokumente und Informationen nicht geliefert.

Laut vorläufigem Bericht des NTSB fehlten an dem Rumpfteil, das eine Tür ersetzt hatte (Door Plug), vier für deren Befestigung wichtige Bolzen. Die Bolzen sollen verhindern, dass das Teil sich vertikal verschieben kann. Da sie fehlten, habe es sich während des Flugs bewegen und lösen können. Die Bolzen dürfen für Wartungsarbeiten entfernt werden und normalerweise werden solche Arbeiten dokumentiert.

Während einer Anhörung vor dem Senat der USA erklärte Jennifer Homendy, Vorsitzende des NTSB (National Transportation Safety Board), dass es nur zwei Optionen gebe. Entweder die Dokumentation existiert und Boeing habe sie nicht, oder sie existiert nicht. Sollte letzteres der Fall sein, habe sie "Bedenken hinsichtlich der Qualitätssicherung, des Qualitätsmanagements und der Sicherheitsmanagementsysteme innerhalb von Boeing". Es ist illegal, wenn Flugzeugmechaniker signifikante Reparaturen durchführen, ohne diese zu dokumentieren.

Nach den Äußerungen Homendys bemühte sich Boeing um eine schnelle Reaktion. Diese impliziert, dass keine Unterlagen eines entsprechenden Reparaturvorgangs existieren. "Was die Dokumentation betrifft: Wenn das Entfernen des Door Plug nicht dokumentiert wäre, gäbe es keine Dokumentation, die weitergegeben werden könnte", erklärte Boeing laut Bericht der Seattle Times.

Das NTSB hat zudem die Namen der für die Reparatur zuständigen Angestellten für eine Befragung angefordert, aber Boeing habe diese ebenfalls nicht genannt. "Es ist absurd, dass wir diese zwei Monate später weiterhin nicht haben", sagte Homendy. Doch umgehend nach der Senatsanhörung erklärte Boeing, dass sie die Namen der 25 Mitarbeiter jetzt der NTSB zur Verfügung gestellt haben.

Der Rumpf der betroffenen Boeing 737 Max 9 der Alaska Airlines wird von Spirit AeroSystems hergestellt, einem Zulieferer, der Reparaturen am Rumpf in Renton im US-Bundesstaat Washington durchführt. Doch Spirit hat nicht nur Angestellte, sondern beschäftigt auch externe Mitarbeiter anderer Firmen, etwa Aerotek aus Maryland, Launch aus Illinois und Strom Engineering aus Minnesota, wie sich im Rahmen der NTSB-Untersuchung gezeigt hat. Doch Spirit selbst habe die Behörde nicht darüber informiert, kritisiert Homendy und erklärt: "Wir haben hierzu unseren Anwalt eingeschaltet."

Die NTSB ist eine unabhängige US-Behörde zur Untersuchung ziviler Luftfahrtunfälle und anderer signifikanter Transportunfälle. Die im Rahmen von NTSB-Untersuchungen befragten Personen sind gesetzlich zur Kooperation verpflichtet. Doch das US-Justizministerium hat auch strafrechtliche Ermittlungen zum Alaska-Airlines-Vorfall eingeleitet, sodass Betroffene Aussagen verweigern oder eigene Rechtsanwälte einschalten könnten. Trotzdem versprach Homendy dem US-Senat eine "sehr tiefgreifende und sehr umfassende" Untersuchung.

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Die Boeing 737 Max 9 war am 5. Januar 2024 für Alaska Airlines auf dem Weg von Portland nach Ontario. 7 der 171 Passagiere und ein Flugbegleiter wurden leicht verletzt, nachdem das Rumpfteil davongeflogen war. Das Flugzeug kehrte zum Startflughafen zurück und landete sicher. Eine Woche nach dem Vorfall hatte die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA zahlreiche Produktionsprobleme bei Boeing angemahnt.

(fds)