Neue Twitter-Kehrtwende: Grauer Haken für Firmen zurück, aber Blue-Abo gesperrt

Erst am Mittwoch hat Elon Musk einen Haken zur Kennzeichnung "offizieller" Twitter-Profile "gekillt". Jetzt ist der schon zurück. Zwischendurch herrschte Chaos.

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Der graue Haken mit dem Zusatz "Offiziell" ist zurück, auf dem jeweiligen Profil und bei dessen Tweets

(Bild: Screenshot)

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Weniger als 48 Stunden nach der direkt wieder zurückgenommen Einführung eines weiteren Symbols zur Kennzeichnung offizieller Accounts auf Twitter ist das Symbol zurück. In der Nacht zu Freitag tauchte der am Mittwoch vom neuen Twitter-Chef höchstpersönlich "gekillte" graue Haken mit dem Zusatz "Offiziell" unter Accounts etwa der Nachrichtenagentur Reuters oder der New York Times erneut wieder auf. Dem war am Donnerstag ein regelrechtes Chaos auf der Plattform vorausgegangen, als verschiedene irreführende, aber täuschend echt aussehende Accounts mit einem der jetzt zu kaufenden blauen Haken Tweets absetzten und immer deutlicher wurde, wie schwer es fällt, offizielle Accounts von den neuen zu unterscheiden.

Mit der neuerlichen Kehrtwende setzt sich das Chaos bei Twitter fort, der Dienst gehört seit nicht einmal zwei Wochen Elon Musk. Nach der Übernahme hatte dieser angekündigt, dass der "blaue Haken", der bisher ein von Twitter verifiziertes Konto kennzeichnete, Teil des neuen Abo-Modells von Twitter Blue werden soll. Dafür will Twitter 8 US-Dollar pro Monat berechnen. Zugleich hatte Musk angekündigt, dass es eine zweite Kennzeichnung geben solle, wie sie derzeit schon für Regierungsvertreter und -innen sowie -Institutionen üblich ist.

Als diese Kennzeichnung dann am Dienstag kam, wurde sie aber umgehend wieder abgeschafft. Stattdessen ließ sich zwischenzeitlich lediglich durch einen Klick auf ein Profil und den dortigen Haken ermitteln, ob der gekauft oder für die Verifizierung vergeben wurde. Als der blaue Haken dann erworben werden konnte, nahm das Chaos seinen Lauf. Ein augenscheinlich verifizierter Account des Spieleherstellers Nintendo etwa teilte ein Bild mit Super Mario, der den Mittelfinger ausstreckt. Der Pharmakonzern Eli Lilly entschuldigte sich gar für das falsche Versprechen einer täuschend echt aussehenden Account-Kopie, der zufolge Insulin kostenlos verteilt werden würde. Es gibt viele weitere Beispiele.

Update

Nach der Welle an Fake-Nutzerkonten und Falschinformationen, die mit Aktivierung des "Twitter Blue"-Abos über den Messagingdienst hereinbrach, hat das Unternehmen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag das gerade erst neu eröffnete Angebot schon wieder gestoppt. Wie die Washington Post berichtet, hat Twitter nun kurzerhand das Abschließen des 8 Dollar teuren Abos unterbunden, um das Durcheinander in den Griff zu bekommen. Laut einer internen Mitteilung des Unternehmens, aus der die Washington Post zitiert, wolle man zunächst die Probleme mit den Nachahmungen lösen.

Nach welchem System Twitter jetzt den grauen Zusatzhaken "Offiziell" vergibt, ist bislang nicht ersichtlich. Die New York Times etwa hat einen, die Washington Post und der britische Economist auch, CNN und Fox News aber beispielsweise nicht. Twitters eigener Account ist auf diese Weise verifiziert, der von Elon Musk dagegen nicht. In Deutschland hat etwa die hiesige Samsung-Niederlassung einen bekommen, aber anders als am Mittwoch nicht mehr Anne Will. Wie es mit der Verifizierung auf Twitter weitergeht, lässt sich aktuell nicht absehen.

Elon Musk hat US-Medienberichten zufolge derweil intern eingestanden, dass Twitter in ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckt. Im kommenden Jahr würde in den Bilanzen ein Milliardenloch klaffen, zitiert etwa Bloomberg den neuen Firmenchef. Der hatte dem Unternehmen im Zuge der Übernahme 13 Milliarden US-Dollar an Schulden aufgebürdet, allein die Zinszahlungen steigen dadurch von 50 Millionen auf eine Milliarde US-Dollar jährlich. Wenn es unter diesen Umständen nicht gelinge, mehr Geld einzunehmen als ausgegeben werde, sei "eine Insolvenz nicht ausgeschlossen", warnte Musk demnach intern. Der milliardenschwere Verkauf von Tesla-Aktien sei nötig gewesen, um Twitter zu retten.

(mho)