Eigenwillige Vision: In "Dragon's Dogma 2" darf man kein neues Spiel beginnen
Ein Kuriosum: Wer in "Dragon's Dogma 2" einmal angefangen hat, darf kein neues Spiel mehr starten – wegen der Vision der Entwickler. Bald ändert sich das aber.
Wer in "Dragon's Dogma 2" bisher ein neues Spiel starten möchte, wenn schon ein Spielstand existiert, muss manuell Speicherdateien aus dem Ordner löschen.
(Bild: Capcom, Bearbeitung heise online)
Hideaki Itsuno gehört zu den Lichtgestalten der japanischen Spielebranche. Auch dem jüngst erschienenen Rollenspiel "Dragon's Dogma 2" hat Itsuno seinen Stempel aufgedrückt. Seine vielzitierte "Vision", auf die sich Publisher Capcom auch gerne beim Marketing beruft, sieht unter anderem vor, dass Spieler wie beim Vorgänger nur einen einzigen Speicher-Slot bekommen. Ein Account darf also immer nur eine Figur spielen. Und, besonders kurios: Wenn man einmal ein Spiel angefangen hat, darf man kein neues mehr starten – zumindest, bis man "Dragon's Dogma 2" komplett durchgespielt hat und ein New Game+ starten kann.
Es gibt vorher keinen Knopf, keinen Menüeintrag und auch sonst keine Ingame-Möglichkeit, um den alten Spielstand zu löschen und einen neuen zu beginnen. Schon während der Review-Phase im Vorfeld des Releases fragte heise online bei Capcom nach, ob das denn wirklich Absicht sei. "Das Spiel wurde bewusst so entwickelt, dass eine einzelne Speicherdatei verwendet wird", lautete die Antwort. Wer ein neues Spiel anfangen möchte, müsse seinen alten Spielstand manuell aus der Dateistruktur seines Systems löschen.
Feature kommt per Patch
Nach dem Release flog diese Entscheidung Capcom um die Ohren: Viele Fans von "Dragon's Dogma" echauffierten sich so ausgiebig über die fehlende Möglichkeit zum erneuten Spielstart, dass nun offenbar sogar Hideaki Itsuno von seiner Vision abrückt. In einem kommenden Patch soll ein Button nachgereicht werden, mit dem man ein neues Spiel anfangen darf, teilte Capcom nun mit. Mittelfristig wollen die Entwickler auch die mangelhafte PC-Performance verbessern, die maßgeblich daran beteiligt ist, dass "Dragon's Dogma 2" auf Steam nur von 53 Prozent der Spieler empfohlen wird.
Wer schon vorher ein neues Spiel beginnen möchte, kann die Speicherdatei auf dem PC entfernen. Dafür muss zuerst das Cloud-Save-Feature von Steam abgeschaltet werden. Anschließend muss man die Spielstände aus dem User-Data-Ordner von Steam löschen oder verschieben. Ein beispielhafter Programmpfad zum Ordner lautet "C:\Program Files (x86)\Steam\userdata\[NUTZERID] \2054970\remote\win64_save". Ist der Spielstand erstmal gelöscht, kann man über das Hauptmenü ein neues Spiel beginnen. Wer zusätzlich eine erstellte Spielfigur aus dem parallel angebotenen Character Editor importieren möchte, kann dieser Anleitung folgen.
Ärger über Mikrotransaktionen
"Dragon's Dogma 2" kam am 22. März zu guten Reviews auf den Markt. Während das Spiel an sich auch die meisten Fans überzeugt, trüben die Umstände den Spielspaß. Neben der mangelhaften technischen Umsetzung, den fehlenden Komfort-Features und dem Denuvo-Kopierschutz sorgen auch die umfangreichen Mikrotransaktionen für Ärger. Auf Steam gab es direkt zum Launch schon 21 verschiedene DLC-Pakete. Sie alle enthalten wie bei früheren Capcom-Spielen nur Gegenstände, die man auch im Spielverlauf freischalten kann – trotzdem rücken sie den Release in ein bestenfalls unglückliches Licht.
Zur Vision von Hideaki Itsuno gehört es auch, die Schnellreisemechanismen im Spiel stark einzuschränken, damit Spieler die Welt möglichst häufig zu Fuß erkunden. Dass Capcom für 3 Euro ausgerechnet einen "Zielkristall" verkauft, der das Schnellreisen zum Spielbeginn vereinfacht, wirkt unter diesen Umständen besonders ungeschickt.
(dahe)