Ukraine: 4500 statt vormals 11.500 Mitarbeiter im AKW Saporischschja

Die Internationale Atomenergieagentur sorgt sich um den niedrigen Personalstand im russisch besetzten größten AKW Europas.

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Das Atomkraftwerk Saporischschja liegt am Kachowkaer Stausee am Unterlauf des Dnepr.

(Bild: znpp.ru)

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Das Personal im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist unter russischer Besatzung von etwa 11.500 auf 4500 Mitarbeiter geschrumpft. Das teilte Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), am Donnerstag vor seiner Reise in die Ukraine mit. Dort will er in der kommenden Woche erneut das frontnahe AKW besuchen. Der niedrige Personalstand werde ein zentrales Thema in seinen Gesprächen mit den russischen Betreibern des Atomkraftwerks sein, geht aus einer IAEA-Mitteilung hervor.

Seit Donnerstag dürfen laut Anweisung der russischen Leitung des AKW Saporischschja keine Fachkräfte des staatlichen ukrainischen Atomkonzerns Energoatom mehr tätig sein. Die Anweisung betreffe 120 Spezialisten. In der Anlage arbeiten nur mehr ehemalige Energoatom-Fachkräfte, die Verträge mit dem russischen Betreiber unterzeichnet haben, sowie aus Russland entsandtes Personal. Momentan würden Bewerbungen auf eine Stelle im AKW von etwa 1000 Mitarbeitern geprüft.

Die russische Leitung des Kraftwerks hat die ständigen IAEA-Beobachter vor Ort darauf hingewiesen, dass russische Atomkraftwerke mit deutlich weniger Personal auskommen als ukrainische. Grossi will kommenden Dienstag in Kiew Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Ukraine führen und danach das AKW Saporischschja besuchen.

Vorige Woche hatte Grossi im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gewarnt, dass der Personalstand im AKW Saporischschja auf Dauer "nicht haltbar" sei. "Es ist unerlässlich, dass das Kraftwerk genug qualifiziertes und geschultes Personal für die Betriebssicherheit und den Schutz der Anlage hat", sagte der IAEA-Chef.

Das Atomkraftwerk mit seinen sechs wassermoderierten Druckwasserreaktoren in der Nähe der Stadt Enerhodar am Dnepr ist das größte Europas. Es wurde im März 2022 von russischem Militär besetzt. Insgesamt gibt es in der Ukraine 15 Reaktorblöcke an 4 Standorten. Vor Kurzem wurde von der ukrainischen Regierung bekannt, dass sie in diesem Jahr mit dem Bau vier neuer Reaktoren anfangen will. Sie sollen am Standort des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj entstehen. Dort sind seit den 1980er-Jahren bereits zwei Reaktoren in Betrieb.

(anw)