Aktueller Rekord pulverisiert: Hinweis auf nächstgelegene Schwarze Löcher

Der Sternhaufen der Hyaden ist nur 150 Lichtjahre von der Erde entfernt. Dank der ESA-Sonde Gaia gibt es nun Hinweise auf gleich mehrere Schwarze Löcher dort.

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Farbeprächtiger Ausschnitt des Sternenhimmels

Die Hyaden

(Bild: Jose Mtanous, CC BY)

Lesezeit: 3 Min.

Eine europäische Forschungsgruppe hat in dem gerade einmal 150 Lichtjahre entfernten Sternhaufen Hyaden Hinweise auf mehrere stellare Schwarze Löcher gefunden. Es wären die mit Abstand nächstgelegenen, von denen wir wüssten. Wie die Gruppe um Stefano Torniamenti von der Universität Padua in Italien erläutert, wurden für die Arbeit die Bewegungen aller Sterne in dem Sternhaufen simuliert und das Ergebnis mit den Beobachtungen abgeglichen. Dabei sei sichtbar geworden, dass die Masse und Größe der Hyaden nur dann mit den Simulationen in Einklang gebracht werden konnten, wenn in deren Zentrum zwei bis drei Schwarze Löcher existierten – oder bis vor Kurzem existiert hätten.

Sollte sich die Theorie bestätigen, würde es sich bei den Schwarzen Löchern in den Hyaden um die uns mit Abstand nächstgelegenen handeln. Der bisherige Rekordhalter, ein Objekt mit der Bezeichnung BH1, wurde erst vor einem Jahr entdeckt und ist mit über 1500 Lichtjahren mehr als zehnmal so weit von uns entfernt. Bei beiden Nachweisen kamen die extrem präzisen Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia zum Einsatz. Das wurde 2013 gestartet und bestimmt mittels der Parallaxenmessung auf seinem Weg um die Sonne die Position unzähliger Sterne sowie Galaxien mit einer immer größeren Präzision.

Offene Sternhaufen sind lose verbundene Gruppen aus hunderten Sternen, die sich bestimmte Eigenschaften wie das Alter und die chemische Zusammensetzung teilen, erklärt das Forschungsteam. Die Hyaden (auch "Regengestirn" oder "die Schweinchen") sind die dem Sonnensystem nächstgelegene derartige Struktur, weswegen sie für die Forschung schon lange von besonderem Interesse sind. Während die Simulation der dortigen Sternenbewegungen nun ergeben hat, dass die sich am besten durch das Vorhandensein mehrere Schwarzer Löcher erklären lassen, sei es aber auch möglich, dass dort existierende Schwarze Löcher vor 150 Millionen Jahren herausgeschleudert wurden. Für die Erde würden die Objekte aber auch dann keine Gefahr darstellen.

Insgesamt lege das nahe, dass sich in oder nahe dem Hyaden-Haufen die uns nächstgelegenen Schwarzen Löcher befinden, schreibt das Team. Die jetzt in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlichte Arbeit gibt damit nicht nur einen entscheidenden Hinweis, wo sich die Suche nach besonders nahegelegenen Schwarzen Löchern besonders lohnen könnte. Die Arbeit helfe außerdem dabei, den Einfluss von Schwarzen Löchern auf die Entstehung und Entwicklung offener Sternhaufen zu verstehen, erklärt der beteiligte Astrophysiker Mark Gieles von der Universität Barcelona. Zudem gebe sie einen Hinweis darauf, wie diese Objekte in der Milchstraße verteilt sind.

(mho)