MIT Technology Review 4/2023
S. 32
Titel
Pharmakologie
Illustration: Selman Design

Die A(I)potheke

Um Wirkstoffe mit KI zu entwickeln, investieren Unternehmen viel Geld. Erste Erfolge können sie schon vermelden. Künstliche Intelligenz hilft, individuelle Therapien schneller zu optimieren. Das kann Leben retten.

Will Douglas Heaven (Übersetzung: Andrea Hoferichter)

Die Ärzte hatten ihren Patienten schon fast aufgegeben. Der 82-jährige „Paul“ (Name anonymisiert) aus Wien war an einer aggressiven Form von Blutkrebs erkrankt und hatte schon sechs Chemotherapien mit unterschiedlichen Wirkstoffen über sich ergehen lassen. Doch die Erfolge blieben aus. Mit jeder Behandlung verschwand ein Medikament mehr von der Liste potenziell wirksamer Therapeutika – und damit auch die Hoffnung auf Heilung. Am Ende stand die bittere Erkenntnis: Die üblichen Krebsmedikamente konnten gegen Pauls Blutkrebs nichts ausrichten.

Da Paul nichts mehr zu verlieren hatte, meldeten ihn die Ärzte zu einer Studie an der Medizinischen Universität Wien an. Dort wollten Forschende eine neue Technologie testen, die vom britischen Unternehmen Exscientia entwickelt worden war. Das Ziel: für jeden Patienten den besten Wirkstoff zu finden und dabei auch individuelle biologische Eigenheiten der Menschen zu berücksichtigen.