MIT Technology Review 3/2024
S. 60
Report
Energie
MAN-Teststand für Schiffsmotoren in Kopenhagen. Zu sehen sind hier die Zylinderköpfe, die für eine Umrüstung auf Ammoniak komplett ausgetauscht werden müssen. Die Kurbelwelle befindet sich zwei Stockwerke tiefer.
MAN-Teststand für Schiffsmotoren in Kopenhagen. Zu sehen sind hier die Zylinderköpfe, die für eine Umrüstung auf Ammoniak komplett ausgetauscht werden müssen. Die Kurbelwelle befindet sich zwei Stockwerke tiefer.
MAN

Abschied vom Schweröl

Bis 2050 will die Schifffahrt klimaneutral werden. Dazu muss die Branche lernen, mit ganz neuen Treibstoffen umzugehen.

Gregor Honsel

Boden, Tische, Bildschirme – alles vibriert. Der Schiffsmotor nebenan, mit Kolben groß wie Bierfässer, versetzt das gesamte Gebäude in Schwingung. Durch die Fenster im Kontrollraum sieht man vier mannshohe Stahlgehäuse, umrankt von Röhren und Kabeln. Das sind die Zylinderköpfe. Der Rest des Motors ist von hier oben nicht zu sehen, die Kurbelwelle befindet sich zwei Stockwerke tiefer. „Eine mittelgroße Maschine für Frachtschiffe“, erläutert Klaus Rasmussen, Verkaufsleiter bei MAN Energy Solutions: lediglich 7500 Kilowatt und 1,7 Kubikmeter Hubraum. „Eine richtig große würde gar nicht in die Halle passen.“

Willkommen in der Welt der Schifffahrt, mit den ihr eigenen, kaum fassbaren Dimensionen. Diese „mittelgroße“ Maschine im MAN Research Center in Kopenhagen soll helfen, ein großes Problem zu lösen: Der Schiffsverkehr trägt rund drei bis vier Prozent zu den weltweiten menschengemachten Treibhausgasemissionen bei. Bis 2050 sollen diese Emissionen um 80 Prozent sinken, sieht das EU-Programm FuelEU Maritime vor. Die International Maritime Organization (IMO), eine Sonderorganisation der UN, plant gar eine Senkung auf null. Eine harte Nuss für die Branche.