Virgin will ins Raumfahrtgeschäft einsteigen

Erster Raketenstart von einer Plattform im Meer

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die kommerzielle Raumfahrt erhält neuen Schwung. Am Sonntag wurde erstmals die Trägerrakete Odyssey in Zusammenarbeit von Boeing mit norwegischen, russischen und ukrainischen Firmen mit einer Satellitenattrappe von einer ehemaligen Ölplattform im Meer erfolgreich abgeschossen. Ziel dieser Entwicklung ist es, die Kosten für Trägerraketen drastisch zu senken.

In Zukunft soll der Abschuß in der Nähe des Äquators erfolgen, weil durch die stärkere Erdrotation die Startkosten noch weiter gesenkt oder schwerere Lasten befördert werden könnten. Während die europäische Arianespace 55 Millionen Dollar pro Abschuß verlangt, veranschlagt das Konsortium Sea Launch 40 Millionen.

Nachdem der extravagante Virgin-Gründer Richard Branson es nun dank Piccards Erfolg nicht mehr schafft, die erste Weltumseglung mit einem Ballon durchzuführen, will er nicht mehr nur Flugzeug- und Eisenbahnlinien betreiben und Ballonfahrten anbieten, sondern auch seinen Geschäftsbereich in den Weltraum auszudehnen, wie die Sunday Times berichtet.

Mit Virgin Galactic Airways soll der Weltraum in den nächsten acht Jahren für Touristen erschlossen werden. Erreichen will das Branson in Kooperation mit Rotary Rocket. Hergestellt werden soll ein Gefährt mit acht Plätzen, mit dem man dann für "nur" 100000 Dollar in die Öde des Weltraums gebracht wird und die Schwerelosigkeit erleben darf. Doch ganz auf den Weltraumtourismus will Branson nicht setzen, auch wenn er mit über 100000 Interessierten rechnet, denn mit dem Gefährt ließen sich auch Fernstreckenflüge für zeitgestresste Wohlhabende auf der Erde durchführen. Mit über 10000 Stundenkilometern könnte man in 150 Kilometer Höhe in nur drei Stunden von London nach Sydney oder in 90 Minuten nach New York fliegen,

Nächstes Jahr soll der Prototyp Roton C-9 des Weltraumgefährts von Rotary Rocket mit einer besonderen Technik zur Reduktion des Energieverbrauchs das erste Mal zu einem Zehntel der bislang üblichen Kosten einen Satelliten in die Umlaufbahn bringen.

Allmählich füllt sich der Weltraum nicht nur mit Schrott, kommen Besitzinteressen auf und wird auch der Orbit rüstungsstrategisch immer interessanter, sondern die Auswirkungen der vielen Raketenstarts, die immer neue Satelliten und vielleicht dann eben auch Touristen in die Umlaufbahn schießen, könnten für die Zurückbleibenden stärker spürbar werden. Alexei Yablokov vom russischen Zentrum für Umweltpolitik, der Anfang der 90er Jahre der wissenschaftliche Berater von Präsident Jelzin gewesen war und eben ein Buch über die "Umweltgefahren der Raumfahrt" herausgegeben hat, zumindest behauptet, wie Moscow Times am 24.3. berichtete, daß Weltraumraketen der schützenden Ozonschicht schwer schaden und überdies toxische Bestandteile im Treibstoff der Raketen zur Umweltverschmutzung beitragen. Alle Länder mit Weltraumprogrammen sollten die Zahl der Raketenstarts zum Schutz der Umwelt begrenzen, ansonsten gäbe es in 20 oder 30 Jahren eine Katastrophe. Bislang sieht es nicht nach einer Begrenzung aus, sondern die weitere Kommerzialisierung wird zu einer gewaltigen Zunahme der Raumfahrt führen. Vielleicht schafft die Raumfahrt so selbst den Grund, warum die Menschen irgendwann die Erde auf der Suche nach einer anderen Heimstatt verlassen müssen?