Krisenstimmung bei France Telecom vor Orange-Börsengang

Zwar konnte France Telecom durch einen Rabatt das Interesse lustloser Investoren beleben, doch der Börsengang von Orange droht immer noch zur Zitterpartie zu werden.

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Von
  • Petra Klingbeil
  • dpa

Der Himmel über France Telecom hängt voller dunkler Wolken. Das Umfeld für den Börsengang seiner Mobilfunktochter Orange ist denkbar schlecht, die Investoren haben ihren Glauben an Technologie-Aktien verloren, ganz im Sinne der trüben Vorgaben aus den USA. Zwar konnte Telecom-Chef Michel Bon durch den Rabatt kurz vor Toresschluss das Interesse lustloser Investoren beleben, doch der auf Dienstag verschobene Börsengang droht immer noch zur Zitterpartie zu werden. Bon hofft auf eine Million Privatanleger. Ob er sie bekommen hat, will er erst am Dienstag verraten.

Der Markt hat schon die Ankündigung des Rabatts am vergangenen Mittwoch als Verzweiflungstat des Telecom-Konzerns gewertet. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Das Telecom-Papier rutschte an einem Tag über sechs Prozent nach unten und zog den gesamten Markt mit sich. Über die Woche verteilt hat die France-Telecom-Aktie über 10 Prozent verloren, und das zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, wo das Unternehmen Geld und nochmals Geld braucht. Der Telecom-Konzern muss seine Schulden beim vorherigen Orange-Besitzer Vodafone begleichen. Eine erste Rückzahlung von sieben Milliarden Euro ist vor dem 31. März fällig. Das wissen die Investoren und konnten somit Druck machen.

France Telecom sitzt auf einem Schuldenberg von 60 Milliarden Euro. Michel Bon hat in den vergangenen zwei Wochen auf einer Rundreise durch Europa Stimmung für Orange gemacht – doch seine Show hat nur wenig Begeisterung wecken können. Wie schön waren doch die Zeiten im März 2000, als die France-Telecom-Aktie bei über 220 Euro stand. Am vergangenen Freitag waren es 83 Euro. Allerdings steht Bon mit seiner Not nicht allein. Alle europäischen Telekommunikationsunternehmen haben Schuldenberge und Milliarden-Kredite aufgenommen, um im Wettbewerb um die UMTS-Mobilfunklizenzen zu bestehen.

Die Jagd nach dem Mobilfunkgeschäft der Zukunft gleicht einer Mega-Einkaufstour durch Haute-Couture-Boutiquen – statt auf den Ausverkauf zu warten. Damit sich der Erwerb der horrend teuren UMTS-Mobilfunklizenzen lohnt, ist der vorherige Einkauf nationaler Mobilfunknetze sinnvoll – um für die neuen Lizenzen einen bestehenden Kundenstamm zu haben. Doch zurzeit scheinen die Börsen den Glauben an das UMTS-Potenzial verloren zu haben.

Gewiss sind die Geschäftsaussichten verlockend. Mit UMTS soll das kleine Handy zum Multimedia-Terminal werden, mit dem der Besitzer Filme anschauen und Musik hören, einkaufen oder sich in Gesprächs-Konferenzen einschaltet, und das alles in hoher Geschwindigkeit. Angesichts der jetzt schon absehbaren Verzögerungen bei der Vergabe einiger UMTS-Lizenzen, dem Aufbau der Infrastruktur und der notwendigen Entwicklung neuer Dienstangebote wird die bunte neue Plauder-Welt wohl erst in zwei bis drei Jahren verfügbar sein.

Nach Frankreich, wo die Lizenzvergabe verschoben wurde, weil nur zwei Kandidaten Interesse zeigten, hat jetzt auch Belgien eine Pleite erlebt – für die vier UMTS-Lizenzen gab es nur drei Bewerber. Es rächt sich die Gier der Regierungen, die durch überzogene UMTS-Preise der neuen Technologie die Luft abwürgen. Am teuersten war bisher das Geschäft in Deutschland mit 50,8 Milliarden Euro. Zurzeit triumphieren die Skeptiker, die vor zu hohen Lizenz-Preisen gewarnt haben. (Petra Klingbeil, dpa) / (jk)