Umfrage: Drei von vier Ärzten würden ihre Praxissoftware nicht weiterempfehlen

Ein Großteil der Praxisinhaber würde seine aktuelle Software nicht weiterempfehlen. Fast die Hälfte ist unzufrieden, TI-Störungen betrüben auch die Zufriedenen.

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(Bild: triocean/Shutterstock.com)

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Die Mehrheit der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten (75 Prozent) würde ihre aktuelle Praxissoftware nicht weiterempfehlen. Fast die Hälfte der Praxen ist unzufrieden und hat mit Fehlern in der Praxisverwaltungssoftware oder Anwendungen der Telematikinfrastruktur zu kämpfen. Das geht aus einer Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor. Demnach wird der Praxisablauf bei rund 60 Prozent der rund 10.000 befragten Ärzte mehrmals pro Woche oder täglich durch Softwarefehler gestört. Eine wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse ist ebenfalls in Arbeit.

Fast die Hälfte der 9.878 Umfrageteilnehmer hat mehrfach in der Woche oder fast täglich mit Störungen der Praxisverwaltungssoftware zu tun.

(Bild: Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung)

Nicht immer ist die Fehleranalyse rund um Produkte der Telematikinfrastruktur leicht, wie zuletzt Probleme beim Vertrauensdiensteanbieter Medisign haben. Um herauszufinden, ob der Fehler in der Telematikinfrastruktur oder im Praxisverwaltungssystem liegt, wurden Details zu den Problemen erfragt und anschließend nach der Häufigkeit der Fehler im PVS oder bei den TI-Anwendungen. "Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ursache von Softwarefehlern auch außerhalb der eigentlichen Praxissoftware, also beim Konnektor oder der gematik liegen kann", heißt es in der Pressemitteilung des Zi. Zu den 15 beliebtesten Praxisverwaltungssystemen – gemessen am Net-Promoter-Score – gehören unter anderem Duria, Praxis-Programm und Tomedo.

23 Software-Systeme liegen nach Zi-Auswertung im negativen Bereich des Net-Promoter-Scores. Die Zi stellt eine Liste (PDF) der positiv bewerteten Praxissoftware für Ärzte und Psychotherapeuten bereit. Doch auch bei den beliebten Praxisverwaltungssystemen kommt es zu Problemen. Daher berichtet laut Zi auch ein Viertel der zufriedenen Nutzer von "mehrmals pro Woche oder täglich" gestörter Software. Bei den unzufriedenen Nutzern liegt der Anteil bei rund 60 Prozent.

"Es müsste den Anbietern eigentlich erheblich zu denken geben, wenn drei von vier Praxen ihre derzeitige Praxissoftware eher nicht weiterempfehlen wollen. Diese Unzufriedenheit wird geschürt durch manchmal sogar tägliche Störungen der TI oder Probleme mit dem PVS, die die Praxisabläufe behindern und damit die Versorgung der Patientinnen und Patienten einschränken", teilt Sybille Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), mit.

Das Zi empfiehlt daher, den Wechsel zu leistungsfähigeren Softwarelösungen finanziell zu fördern, um die medizinische Versorgung zu verbessern und Praxen bei der gesetzlich vorgeschriebenen Digitalisierung zu unterstützen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte Anfang des Jahres bereits angekündigt, dass Ärzte für die Umsetzung der elektronischen Patientenakte für alle unter Umständen ihre Praxissoftware wechseln müssen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) appelliert daher wiederholt an die Software-Hersteller, eine Rahmenvereinbarung abzuschließen. Diese hatte die KBV im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstellt.

"So wie die Politik die Digitalisierung der Krankenhäuser finanziell fördert, könnte der Wechsel zu Praxissoftwaresystemen gefördert werden, die nach vorheriger Prüfung eine bessere Funktionalität beziehungsweise einen besseren Service bieten und damit zur Umsetzung der Telematikinfrastruktur besser geeignet sind", erklärt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Eine Zi-Umfrage von Ende 2023 mit 30.000 Umfrageteilnehmern hatte ebenfalls gezeigt, wie unzufrieden die Ärzte mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind.

(mack)