RCS-Einführung auf dem iPhone: Warum China eine Rolle spielte und die EU nicht

Apples Kehrtwende bei der Unterstützung von RCS in der Nachrichten-App erschien vielen rätselhaft. Neue Erkenntnisse bringen Licht ins Dunkel.

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Google Message und Apple iMessage

(Bild: Tada Images / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Apples geplante Unterstützung für den Rich Communication Standard (RCS) in der Nachrichten-App soll auf China zurückgehen. Das behauptet der US-amerikanische Blogger John Gruber unter Berufung auf nicht genannte Quellen bei Apple. Er belegt seine Aussagen zudem mit Veröffentlichungen der chinesischen Regierung, die besagen, dass der Messaging-Standard künftig vorgeschrieben werden soll.

Die Mitteilung, dass Apple zusätzlich zu SMS und iMessage im Jahr 2024 auch RCS in der Nachrichten-App einführen will, kam im November vergangenen Jahres überraschend. Jahrelang hatte Apple wiederholte Aufforderungen, unter anderem von Google, ignoriert oder negativ beschieden. Mitbewerber und andere Interessierte erhofften sich einen plattformübergreifenden Austausch von Mitteilungen auf dem technischen Niveau von Messenger-Apps wie WhatsApp oder Signal. Apple aber unterstützt plattformübergreifend, etwa von iPhone zu Android-Smartphone, nur den in die Jahre gekommenen SMS-Standard. Der eigene Messenger-Dienst iMessage, der auch Gruppenchats, Videos und Fotos unterstützt, bleibt alleine Apple-Geräten vorbehalten.

Apples plötzliche Kehrtwende in der RCS-Frage war von einigen Beobachtern zunächst als vorbeugende Maßnahme angesehen worden, um auf drohende Vorgaben der Europäischen Union vorbereitet zu sein. Hier war es bis vor Kurzem noch unklar, ob die EU iMessage auch als sogenannten Gatekeeper einstuft und damit zur Interoperabilität verpflichtet. Mitbewerber wie WhatsApp haben diesen Status und sind aktuell in Vorbereitungen, ihre Apps für andere Anbieter zu öffnen, damit auch deren Nutzer Empfänger bei WhatsApp erreichen können.

Gruber argumentiert, dass Apple im Falle des Gatekeeper-Status aber iMessage selbst hätte öffnen müssen und es nicht genügt, wenn RCS als zusätzliche Versandmöglichkeit hinzugefügt wird. Den Ausschlag habe nach seinen Erkenntnissen China gegeben, dessen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie bereits im Sommer 2023 öffentliche Stellungnahmen zu einer geplanten RCS-Pflicht einholte. Diese soll für künftige Neuzulassungen von Mobiltelefonen gelten. Wenn Apple also künftige Modelle des iPhones auch in China verkaufen möchte, müssten diese RCS beherrschen.

Andere Hersteller wie Huawei, Xiaomi, Vivo, Oppo, ZTE, Lenovo und Samsung verständigten sich bereits im Frühjahr 2020 in einem gemeinsamen Whitepaper auf eine Selbstverpflichtung, RCS zu integrieren. In China wird vom sogenannten 5G Messaging gesprochen. China ist für Apple ein wichtiger Absatzmarkt. Zuletzt schwächelte aber der Absatz, wie aus den jüngsten Quartalszahlen hervorgeht. Als Grund werden auch marktsteuernde Maßnahmen der Regierung angesehen. Folglich dürfte Apple interessiert sein, es nicht zu einer Konfrontation mit dem Ein-Parteien-Staat kommen zu lassen, auch wenn die Vorbehalte gegen RCS weiterhin groß sind.

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(mki)