Hybrid-SUV Kia Sorento im Test: Bei Frost ohne E-Reichweite

Seite 2: Fahrwerk, Infotainment, Fazit

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Auch die Abstimmungen von Fahrwerk und Lenkung legen nahe, dass eine besonders agile Auslegung nicht das Ziel der Entwickler war. Mir kommt das entgegen, denn ich konnte noch nie nachvollziehen, warum man ein SUV unkomfortabel abstimmen muss. Wer Lust am flotten Durcheilen von Kurven hat, findet in anderen Fahrzeugformaten schließlich bessere Kandidaten. Der Sorento reizt auch in dieser Hinsicht nicht, könnte aber im Gegenzug etwas feiner ansprechende Dämpfer haben. Es ist noch immer vergleichsweise viel spürbar, mein Kollege Florian bemängelte im Fahrtenbuch, dass Federung und Dämpfung nicht die Ruhe schaffen würden, die er sich von so einem Gleiter erwartet. Dem würde ich mich anschließen. Die Lenkung arbeitet direkter als vermutet, wenngleich sie nicht viel Rückmeldung liefert – was wiederum in diesem Format okay ist.

Eine nette Idee ist es, beim Abbiegen das Bild der Kamera, die unter den Außenspiegeln montiert sind, im Kombiinstrument einzublenden, wobei der Nutzen spätestens in der Dämmerung fraglich ist. Das Head-up-Display ist übersichtlich gestaltet und lässt sich vergleichsweise einfach einrichten. Das gilt auch für das sehr übersichtlich gehaltene und schmucke Kombiinstrument. Positiv fällt insgesamt auch auf, dass Kia sich nicht dazu hinreißen ließ, die Bedienbarkeit hinter die Mode zu schieben: Die Lenkradtasten machen stets im ersten Anlauf genau das, was sie sollen, die Bedienung der Klimaautomatik ist kein Untermenü, das erst nach etlichen Tippern zu finden ist.

Kia Sorento PHEV innen Teil 1 (12 Bilder)

Wie schon außen ist auch das Armaturenbrett wuchtig gestaltet. Alles ist ordentlich verarbeitet.
(Bild: Florian Pillau)

Auf der anderen Seite gibt es ein paar Dinge, die in dieser Preisklasse eigenwillig erscheinen. Zwar kann der Schlüssel in der Tasche bleiben, doch um aufzuschließen muss ein Knopf im vorderen Türgriff gedrückt werden. Das löst VW selbst im Polo eleganter, mal ganz abgesehen davon, dass auch in diesem Auto erst der Griff vorn befummelt werden muss, bevor ich auf der Rückbank etwas ablegen kann.

Die Sprachsteuerung des insgesamt gar nicht so schlechten Infotainmentsystems lässt sich zwar lobenswerterweise unterbrechen, doch versteht sie oft falsch. Wenn ein System aus dem Zuruf "Inge" die Wahl zwischen "Kay" und "Anne" erarbeitet, bleibt das Gefühl zurück, dass es noch deutlich besser ginge. In einem so teuren Auto wäre es nett, wenn Android Auto und Apple CarPlay ohne Kabelverbindung möglich wären. Kia könnte sich zudem eine Lösung überlegen, wie die Rückfahrkamera nicht ganz so schnell verdreckt. Auch eine Handbremsautomatik, die bei jedem Neustart des Autos frisch aktiviert werden muss, vermittelt den Eindruck einer gedankenlosen Programmierung ganz ohne Not.

Kia Sorento PHEV innen Teil 2 (14 Bilder)

Die Sitze sind bequem und vielfältig zu verstellen. Auch die Länge der Sitzfläche ist variabel.
(Bild: Florian Pillau)

Die Preisliste unterscheidet zwischen LED- und Voll-LED-Scheinwerfern. Der einzige Unterschied ist, dass in der großen Ausbaustufe auch die Blinker mit LEDs leuchten. Matrix-Licht ist dagegen nicht lieferbar, und die Fernlicht-Automatik fanden nicht alle Verkehrsteilnehmer überzeugend – jedenfalls gab es mehr Rückmeldungen als gewünscht. Man kann Details wie einen Kopf am Türgriff oder die fehlende Option auf Matrix-Licht kleinlich finden, letztlich reden wir hier aber von einem Auto, das 63.660 Euro kosten soll. Für diese Summe darf man erwarten, dass auch Kleinigkeiten so geschickt gelöst sind, dass der Nutzer sie aufgrund ihrer Perfektion kaum wahrnimmt.

Der Kia Sorento ist ein großes SUV mit enorm viel Platz, der sich variabel nutzen lässt. Die Sitze sind bequem. Hinzu kommen eine gute Verarbeitung samt feiner Auskleidung und eine weit mehr als nur ausreichenden Antriebsleistung. Seine Unterhaltungselektronik ist weitgehend auf aktuellem Stand.

Leider erschwert Kia die reine E-Nutzung unnötig, und warum sich die verbaute, elektrische Heizung nicht zur Vorwärmung nutzen lässt, bleibt unverständlich. Im Detail würde man sich an einigen wenigen Stellen noch mehr Feinschliff wünschen, denn der Sorento PHEV ist zwar nicht überteuert, absolut gesehen aber eben doch ein Auto, das sehr viel Geld kostet.

Ein Seat Tarraco ist ähnlich geräumig, als Plug-in-Hybrid motorisch nicht schlechter aufgestellt und kostet, nicht ganz so feudal eingerichtet, spürbar weniger. Auch das Fahrwerk ist dort angenehmer abgestimmt. Bedenkenswert erscheint als direkter Konkurrent auch der etwas kleinere, noch stärkere Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid, dessen Antrieb eine gewisse Sparsamkeit nicht nur vortäuscht. Wer sich auf den Sorento PHEV eingeschossen hat, sollte zumindest gut verhandeln. Denn für das, was Kia verlangt, finden sich auf dem Markt allerlei Alternativen.

Kia hat die Überführungskosten bezahlt, der Autor jene für Fahrenergie.