Rückschau 2019: Kryptogeld Libra erschreckt die Politik

Mit Plänen für eine stabile globale Kryptowährung sorgte Facebook im Juni 2019 für Aufsehen. Zentralbanken protestierten heftig – und wollen nun selbst ran.

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Alle gegen Libra

(Bild: Shutterstock/Technology Review)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Mike Orcutt
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Wer hat gesagt, dass Politiker gegen globale Technologiekonzerne machtlos sind? "Wenn Sie sich beteiligen, können Sie mit einem hohen Maß an Kontrolle durch Aufsichtsbehörden rechnen", schrieben zwei US-Senatoren Anfang Oktober 2019 an die Chefs von Mastercard und Visa. Bis dahin wollten die beiden Kreditkartenfirmen Gründungsmitglieder einer Schweizer Stiftung für die von dem Sozialnetzwerk-Riesen Facebook geplante Kryptowährung Libra werden. Doch nach dem Brief zogen sie sich in letzter Minute zurück.

Rückschau 2019

Vier Monate zuvor hatte Facebook mit großem PR-Aufwand seine Pläne für Libra vorgestellt. Eine stabile und weltweit genutzte Online-Währung sollte entstehen, die grenzüberschreitendes Bezahlen in Sekundenschnelle ermöglicht und auch für Menschen ohne klassische Bankverbindung zugänglich ist. Der Ausstieg von Mastercard und Visa (wie auch von eBay und PayPal) war ein klarer Rückschlag für das Projekt. Doch der öffentliche Sektor begnügte sich nicht mit Kritik und Drohungen: Aufgeschreckt von Libra intensivierten Zentralbanken weltweit ihre Vorbereitungen für eigene digitale Währungen.

Grundsätzlich kann, seit vor zehn Jahren das Bitcoin-Konzept öffentlich wurde, jeder technisch versierte Mensch eigenes Kryptogeld unter die Leute bringen. Man muss lediglich ein Protokoll dafür schreiben und es bekannt machen. Wenn genügend Nutzer anspringen, sind aus dem Nichts neuer Wert und neues Geld entstanden – wie zum Beispiel bei Ethereum. Das lange nach Bitcoin entwickelte System für eine programmierbare Digitalwährung reicht in seiner Bedeutung mittlerweile an das Original heran. Insgesamt gibt es nach Schätzungen mittlerweile um die 2.000 unterschiedlichen Kryptowährungen.