Journal-App: Apple aktiviert umstrittene Funktion ohne Nachfrage

Die mit iOS 17.2 gestartete Journal-App kann automatisiert viele Daten sammeln. Ein nun frisch aktiviertes Trackingfeature verwirrt Nutzer.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
Erkennungsoption in Journal

Erkennungsoption in Journal: War eigentlich früher abgeschaltet.

(Bild: Screenshot via WSJ)

Lesezeit: 3 Min.

Apple hat in seiner Journal-App, mit der Nutzer seit letztem Winter mit iPhone-Hilfe Tagebuch führen können, eine ganze Reihe von Datenquellen implementiert. Mit iOS 17.4, das seit Anfang März bereitsteht, wurde nun eine Funktion freigeschaltet, die manchen User irritiert: die "Erkennbarkeit durch andere". Dies geschieht, wie das Wall Street Journal meldet, vollautomatisch: Es gibt keine Nachfrage. Wer das nicht möchte, muss das Feature händisch abschalten.

Die Funktion ist Teil der sogenannten Journalingvorschläge. Diese dienen grundsätzlich dazu, Nutzern der Tagebuch-App Ideen zu geben, worüber sie denn am besten schreiben sollten. Dazu gehören einfache Textprompts wie "Schreibe über etwas in Deinem Leben, das Dir sehr wichtig ist" – aber auch Inhalte, die auf dem iPhone selbst auflaufen. Das ist etwa die angehörte Musik, aber auch besuchte Orte, Fitnessaktivitäten und sogar absolvierte Anrufe (über die CallKit-API) und Chats.

Weiterhin nutzt Journal auch Bluetooth, um Begegnungen mit anderen Personen zu tracken und dann vorzuschlagen, über selbige Personen zu schreiben. Das nennt Apple "Personen in der Nähe". "Journalingvorschläge verwendet unter Umständen auch Informationen zum Kontext, um feststellen zu können, welche Vorschläge für Dich wichtiger oder relevanter sind", schreibt der Konzern. Apple betont, dass die Daten erst dann ausgelesen werden, wenn sie auch tatsächlich im Tagebuch landen.

Die Begegnungsfunktion arbeitet in zwei Richtungen: Damit sie funktioniert, müssen beide Personen sie verwenden. Offenbar haben nur recht wenige User sie aktiv. Das scheint ein Grund zu sein, warum Apple sie mit iOS 17.4 nun standardmäßig angeschaltet hat. Bei Nutzern führt dies zu Unverständnis. Sie fragen sich etwa, ob das iPhone Kontakte in der Nähe automatisch daran erinnern könnte, dass man in der Nähe ist und dann über die Person schreibt.

Auf Nachfrage teilte Apple gegenüber dem Wall Street Journal jedoch mit, dass es allein um die "Priorisierung" der Journalingvorschläge gehe. Die App bevorzugt dann Angaben zu Menschen, die in der Umgebung waren, nennt aber keine Namen. Die Apple-Sprecherin sagte gegenüber der Zeitung, dies geschehe, damit die Nutzer "diesen Vorteil erhalten, unabhängig davon, ob ihre Freunde und die Menschen um sie herum die Journal-App verwenden oder nicht". Apple will damit offenbar der Journal-Nutzung einen Schub geben. Wer kein Interesse an dem Feature hat, findet den entsprechenden Schalter unter den Privatsphäreneinstellungen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(bsc)